Das Scoring-Verfahren eignet sich sehr gut dazu Unternehmensstrategien zu bewerten, aber eben auch um Geschäftsideen anhand von bestimmten Kriterien zu bewerten.
Wenn Sie also mehrere Geschäftsideen haben und evaluieren möchte bei welcher sich eine Umsetzung voraussichtlich empfehlen lässt, ist das Scoring-Verfahren eine gute Möglichkeit die Ideen anhand von Ihnen gewählten Erfolgskriterien zu bewerten.
Durchführung des Scoring-Verfahrens
Erfolgskriterien
Zunächst müssen Sie einige Erfolgskriterien auswählen, die Ihrer Prognose nach darüber entscheiden, ob Ihre jeweilige Idee sich später erfolgreich im Markt platzieren wird.
Jedem Erfolgskriterium weisen Sie dann eine Gewichtung zu. Diese kann von Ihnen individuell festgelegt werden, sollte sich aber daran richten wie wichtig dieses Kriterium für den späteren Erfolg Ihrer Geschäftsidee sein wird.
In meinem unten stehenden Beispiel sehen Sie zum Beispiel, dass ich dem Erfolgskriterium „Kundennutzen“ eine Gewichtung von 0,35 zugewiesen habe was relativ hoch ist. Diese Gewichtung lässt sich dadurch erklären, dass der Kundennutzen eine entscheidende Rolle dabei spielt, ob sich mein Produkt im Markt etablieren lässt. Außerdem kann ein hoher Kundennutzen auch die Zahlungsbereitschaft der Konsumenten erhöhen, wodurch letztlich auch dem Markterfolg erhöht wird (-> höhere Gewinne).
Wichtig zu den Erfolgskriterien zu sagen ist noch, dass die Gewichtungen aller Erfolgskriterien addiert eine Summe von 1,00 aufweisen sollten. Sie verteilen also diesen einen Punkt auf alle Erfolgskriterien. Je nachdem wie wichtig ein Erfolgskriterium für den späteren Erfolg Ihrer Unternehmens ist, umso höher fällt die Gewichtung aus.
Realisierungspotential
Als nächstes müssen Sie Ihre eigene Geschäftsidee bewerten, indem Sie einschätzen inwiefern Ihre eigene Geschäftsidee die jeweiligen Erfolgskriterien erfüllt, also wie hoch das Realisierungspotential ist. Die Skala geht üblicherweise von 1 bis 10, wobei 10 ein sehr hohes Realisierungspotential darstellt und 1 wiederum ein sehr niedriges Realisierungspotential.
In meinem Beispiel habe ich dem Erfolgskriterium Kundennutzen ein Realisierungspotential von 9 gegeben; ich bin also davon überzeugt, dass meine Geschäftsidee meinen Kunden einen sehr hohen Kundennutzen einbringt. Ganz wichtig hierbei ist es nicht auf irgendetwas zu hoffen oder das Realisierungspotential zu optimistisch einzuschätzen, sondern so objektiv wie irgend möglich. Hilfreich könnte dabei auch sein wenn Sie Freunde, Arbeitskollegen oder einen Berater hinzuziehen, die Ihre Idee wahrscheinlich objektiver einschätzen können, als Sie selbst.
Kriterienwert
Um schließlich den Kriterienwert zu errechnen multiplizieren Sie einfach die Gewichtung und das Realisierungpotential des jeweiligen Erfolgsfaktors miteinander. Zum Schluss addieren Sie die einzelnen Kriterienwerte miteinander und erhalten dann die Gesamtsumme.
- Erfolgskriterien
- Kundennutzen
- Technologie
- Alleinstellungsmerkmal
- Zahlungsbereitschaft
- Einnahmepotential
- Elektronische Wertschöpfung
- Gesamtsumme
- Gewichtung
- 0,30
- 0,20
- 0,20
- 0,15
- 0,10
- 0,05
- 1,00
- Realisierungspotential
- 9
- 5
- 6
- 8
- 4
- 3
- Gesamtsumme
- Kriterienwert
- 2,7
- 1,0
- 1,2
- 1,2
- 0,4
- 0,15
- 6,65
Falls Ihre Geschäftsidee nur auf eine Bewertungsskala von 1-4 kommt ist das eher als schlecht anzusehen, eine Gesamtsumme von 4,1 – 7 ist befriedigend und eine von 7,1 – 10 sehr gut.
Kritik am Scoring-Verfahren
Allerdings ist es durchaus problematisch eine Geschäftsidee nur anhand des Scoring-Verfahrens zu bewerten bei dem die höchste Punktzahl entscheidet, welche Geschäftsidee umgesetzt wird. Sinnvoller erscheint mir, das Scoring-Verfahren zu verwenden, um schlechte Ideen auszusortieren. So wäre zum Beispiel denkbar alle Ideen mit weniger als 5 Punkten auszusortieren und damit die schlechteren Geschäftsideen auszusieben.
Zudem ist es problematisch bei geringen Punktunterschieden zu entscheiden welche Geschäftsidee realisiert werden soll.
Auch die Auswahl der Kriterien und deren Gewichtung im Scoring-Verfahren gestaltet sich häufig als problematisch.
Meiner Meinung nach ist das Scoring-Verfahren eine gute Methode, um Geschäftsideen zu bewerten, aber man sollte sich nicht allein auf die Ergebnisse des Scoring-Verfahrens verlassen und stattdessen zusätzlich andere Bewertungsmethoden hinzuziehen.
Sinnvoll könnte beispielsweise die Szenario-Analyse sein bei der wir für jede Geschäftsidee jeweils ein best-case, middle-case und ein worst-case Szenario erstellen und berechnen wie sich in den jeweiligen Szenarien die Umsätze, Kosten und Gewinne/Verluste entwickeln würden. (Hierzu werde ich später noch einen Beitrag schreiben)
Leider gibt es bisher noch kein einzelnes Bewertungsverfahren, welches gute Geschäftsideen auf Anhieb identifiziert, weshalb wir zu verschiedenen Bewertungsverfahren greifen müssen.
Bildquelle: © alphaspirit – Fotolia.com
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