Buchtipp: Arm und Reich von Joseph Stiglitz

In den letzten Tagen habe ich ein Buch gelesen, welches mich nachhaltig beeindruckt hat. In dem Buch „Reich und Arm – die wachsende Ungleichheit in unserer Gesellschaft“ beschreibt der Joseph Stiglitz die Gründe und die Folgen wachsender Ungleichheit.

Die immer weiter auseinander klaffende Schere zwischen Arm und Reich ist mir schon lange bekannt, aber nun wollte ich gerne mehr zu den Hintergründen dieses Prozesses erfahren. Deshalb wurde ich schnell hellhörig, als ich von diesem Buch erfuhr.

Ich halte es außerdem für sehr wichtig, sich mit dem Thema Ungleichheit zu beschäftigen. Denn in einer Gesellschaft sind Aspekte wie Chancen-, Einkommens- und Rechtsgleichheit extrem wichtig. Menschen, die aufgrund des Vermögens ihrer Eltern bessere Bildungs- und Einkommenschance haben als Menschen aus ärmeren Verhältnissen spalten die Gesellschaft. Doch wir brauchen eine Gesellschaft, die zusammenhält. Eine Gesellschaft funktioniert nur dann, wenn es eine gewisse Gleichheit gibt.

Der Inhalt des Buches

Das Buch ist eine Sammlung von Artikeln und Aufsätze, die in verschiedenen Zeitschriften und Zeitungen von Joseph Stiglitz veröffentlich wurden. Es handelt sich also nicht wirklich um ein klassisches Lehrbuch.

Wer bereits fleißig in amerikanischen Zeitschriften und Zeitungen die Beiträge von Joseph Stiglitz verfolgt hat, wird in diesem Buch nur wenig neue Erkenntnisse für sich finden. Schließlich wurde ein Großteil des Buchinhaltes bereits veröffentlicht.

Wer aber, so wie ich, die Werke von ihm noch nicht kennt, wird durch das Buch eine völlig neue Sicht auf die gesellschaftlichen Entwicklungen bekommen.

„Reich und Arm“ konzentriert sich hauptsächlich auf die USA, doch viele Entwicklungen lassen sich auf Deutschland übertragen. So kennen wir beispielsweise auch in Deutschland die Steuerungerechtigkeit: Einkommen aus Kapitalerträgen werden pauschal mit bis zu 25 % besteuert, während Einkommen aus Arbeit mit bis zu 45 % versteuert werden kann. Diese Steuergesetze spielen natürlich in erster Linie wohlhabenden Menschen in die Hände, denn nur diese können sich umfangreiche Investitionen überhaupt leisten.

Doch solche ungerechten Steuern sind schließlich nicht vom Himmel gefallen. Anhand verschiedenster Beispiele beweist Stiglitz, dass Ungerechtigkeit mehr eine politische Entscheidung als ein natürlicher Prozess ist.

In dem Buch gibt es aber nicht nur eine reine Tatsachenbeschreibung, sondern auch viele Wege für eine gerechtere Politik. So werden die politischen Fehlentscheidungen in der letzten Finanzkrise 2008 auseinandergenommen und dargestellt, wie alternative Wege die Ungleichheit verringert hätten.

Stattdessen aber wurden Entscheidungen getroffen, die die Ungleichheit in der amerikanischen Gesellschaft erhöht hat. Einfaches Beispiel: Die Vermögen der obersten 10 % der amerikanischen Gesellschaft sind seit der Finanzkrise sogar leicht gestiegen. Die Vermögen der unteren Bevölkerungsgruppen haben hingegen rund 40 % ihres Vermögen durch die Finanzkrise verloren.

Fazit

Joseph Stiglitz – immerhin Wirtschaftsnobelpreisträger – räumt eindrucksvoll mit einigen Mythen rund um’s Thema Ungerechtigkeit auf. So ist Ungerechtigkeit nicht ein natürlicher Prozess, der sich nicht aufhalten lässt, sondern vielmehr das Ergebnis bestimmter politischer Entscheidungen.

Stiglitz zeigt außerdem auf, dass die klassischen Modelle der Volkswirtschaftslehre in vielen Situationen völlig versagen. Die Modelle bilden fantastische Welten ab, die allenfalls in der Fantasie möglich sind. Doch Politiker und Mächtige nutzen diese Modelle immer wieder, um politische Entscheidungen zu rechtfertigen, die sie selbst immer reicher werden lassen.

Joseph Stiglitz liefert schlaue, eindrucksvolle und schlagfertige Argumente, warum politische Entscheidungen zu mehr Gerechtigkeit, Wachstum und einer besseren Gesellschaft führen könnten, wenn die Mächtigen nur wollen würden.

Eine echte Empfehlung für alle, die erfahren wollen, warum die Gesellschaft in der wir leben immer ungerechter wird.

1 Antwort
  1. Johanna
    Johanna sagte:

    Ich fand dieses Buch auch sehr interessant, wobei ich Ihnen zustimmen muss, dass es nicht wie ein herkömmliches Buch angesehen werden kann. Dieses Kluft zwischen arm und reich ist mittlerweile schon gigantisch groß und wächst noch weiter. Ich habe mal gehört, dass die reichsten 10 % der Gesamtbevölkerung mehr Vermögen besitzen, als der gesamte Rest. Spätestens dort sollten doch die Alarmglocken klingeln oder?

    Liebe Grüße

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